Fraunhofer IAP/Nadine Sandowski

Medikamentencheck per Smartphone

Drei Fraunhofer-Institute haben gemeinsam ein fälschungssicheres Barcodesystem entwickelt, mit dem die Echtheit von Medikamenten per Smartphone überprüft werden kann, ohne auf eine Datenbank zurückzugreifen. Das System lässt sich aber auch in anderen Branchen einsetzen.

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Eine Schätzung der WHO aus dem Jahr 2020 besagt, dass etwa jedes zehnte Arzneimittel, das im Internet gekauft wurde, gefälscht ist. Und das betrifft sowohl Lifestyle-Medikamente als auch lebenswichtige Arzneimittel gegen Krebs oder Bluthochdruckl

Forscher der Fraunhofer-Institute für Angewandte Polymerforschung IAP, für Sichere Informationstechnologie SIT und für Offene Kommunikationssysteme FOKUS haben nun ein neuartiges Kennzeichnungssystem entwickelt – SmartID. Das fälschungssichere Barcodesystem macht es für jedermann möglich, die Echtheit der Medikamente per Smartphone zu prüfen – vorausgesetzt die Hersteller nutzen SmartID. Die Authentifizierung erfolgt dabei ohne den Zugriff auf eine Datenbank

Oberflächentextur der Verpackung als Fingerabdruck
„Mit SmartID kann jeder in der Lieferkette ein Produkt, das einen SmartID-Code trägt, direkt per Smartphone verifizieren und authentifizieren – offline, also ohne auf eine Datenbank zugreifen zu müssen“, erklärt Dr. Tobias Jochum, der das Projekt koordiniert und am Fraunhofer-Zentrum für Angewandte Nanotechnologie CAN in Hamburg, einem Forschungsbereich des Fraunhofer IAP, tätig ist. „Wir machen uns dabei die Tatsache zunutze, dass jede Verpackung eine einzigartige, charakteristische Oberflächentextur aufweist – wie bei einem menschlichen Fingerabdruck – und, dass handelsübliche Smartphone-Kameras in der Lage sind, diese Oberflächentextur zu erfassen“, so Jochum.

Der Clou an dem System: Die Information über die Textur der Oberfläche wird digitalisiert, in einen Barcode umgewandelt und auf die Verpackung gedruckt. Mit der im Projekt entwickelten SmartID-App wird dann geprüft, ob die Informationen, die im Barcode gespeichert sind, mit den Daten aus der erfassten Oberflächenstruktur übereinstimmen. Es entsteht ein fälschungssicherer Barcode, der darüber hinaus auch weitere Informationen zu dem Produkt enthalten kann. Vorteilhaft für Hersteller ist, dass keine IT-Infrastrukturen aufgebaut werden müssen, denn Verifikation und Authentifizierung finden ausschließlich innerhalb der SmartID-App auf dem Smartphone statt. Auf eine Datenbank kann somit verzichtet werden. Zudem lässt sich das System einfach in kommerzielle Druckprozesse bei der Herstellung der Verpackung integrieren.

„Eine wichtige Anforderung an das SmartID-Konzept ist, dass der Barcode und die Fläche zum Abgleich der Oberflächentexturen möglichst klein sind. Im weiteren Verlauf des Projekts optimieren wir das System daher hinsichtlich seiner benötigten Fläche und auch seiner Sensitivität. Quantenmaterialien übernehmen hierbei eine Schlüsselrolle. Sie machen es möglich, dass auf kleinerer Fläche deutlich mehr Merkmale der Oberflächentextur detektiert werden können“, so Jochum.

Fälschungssicherer Barcode für Produkte aller Art
Seit drei Jahren entwickelt das Forscher-Team das Kennzeichnungssystem stetig weiter und erweckt damit Aufmerksamkeit. „Die Interessenten für SmartID kommen aus verschiedensten Industriezweigen, in denen hochwertige Produkte verkauft werden – zum Beispiel aus den Bereichen Innenausstattung, Maschinenbau, dem Druckereigewerbe oder auch aus dem Medizinbereich. Hier geht es unter anderem auch um Schutztextilien wie Atemschutzmasken“, erklärt Jochum.

Die Projektentwicklungsphase ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber erste Lizenzverhandlungen  laufen bereits. Die evia research GmbH möchte SmartID in der Modebranche einsetzen. Anfragen gibt es auch aus anderen Branchen. Auf der MEDICA in Düsseldorf präsentieren die Wissenschaftler ihren SmartID-Demonstrator, in Halle 3, Stand E74.

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